ENNA
Der Kölner Pop / Rap Artist ENNA legt in seiner Musik den Fokus auf Songwriting und Message, denn er will zum Nachdenken und Mitfühlen anregen. Auf poppigen Beats mit elektronischen Einflüssen erkundet ENNA Themen wie Selbstfindung, Liebe und Einsamkeit. Sowohl melodische Songs mit Ohrwurm-Hooks als auch Rap-lastige Tracks bringt ENNA in seinen Projekten unter.
Wer ist der "Mensch" hinter dem Artist "ENNA" und was waren deine ersten Schritte in der Musik?
Ich heiße Nils, bin 26 Jahre alt und mittlerweile seit ca. 8 Jahren in Köln zuhause. Davor bin ich auf einem kleinen Dorf, eine Stunde von Köln entfernt, aufgewachsen. Der erste Babystep in die Musik für mich war der Trompeten- und Gitarrenunterricht, den ich damals von meinem Pfarrer bekommen habe. Vor allem das Gitarrespielen und dazu singen war für mich schon früh ein Safe Space, in dem ich mich ausprobieren und spielen konnte. Mit 16 bekam ich mein erstes Mikrofon geschenkt und habe, inspiriert von Ed Sheeran und Macklemore, meine ersten eigenen Songs geschrieben und produziert.
Das waren entweder verschnulzte Singer-Songwriter Balladen oder Hip Hop Tracks auf Internet-Beats. Als ich dann nach Köln gezogen bin, habe ich angefangen mit meinem sehr guten Freund Raban Rzany Songs zu produzieren. Er kommt aus der elektronischen Musik und so waren unsere ersten Songs mal straighter Rap auf Elektro-Beats (seine Idee) oder gitarrenlastiger Deutschpop (meine Idee). Wir haben uns zusammen weiterentwickelt, verschiedene Genres ausprobiert und ich habe auch Instrumentals produziert, die er dann verfeinert hat. So entstanden 2 EPs und ein Album.
Heute schreibe ich hauptsächlich Songs, die nach Indiepop klingen, aber meine Rap-Wurzeln durchscheinen lassen - auf Instrumentals von diversen Produzenten. Ich nehme in meinem eigenen Studio auf und schicke Raban anschließend die Projekte, die er als Mixing und Mastering Engineer ready für die Plattformen macht.
"Nicht Gut" klingt fantastisch, feinstes "Indie Pop-Garn", das hier gesponnen wird, wer oder was war deine Muse, deine Inspiration?
Danke! Ich freu' mich sehr, dass der Song gefällt. Ich selbst halte es für eins meiner besten Lieder, aber war mir nicht sicher, ob diese Mischung aus happy Indie Pop und nachdenklich-traurigen Lyrics Anklang findet. Ich kann mich erinnern, dass der Song nach einer Schreibblockade entstanden ist. Ich hatte zwar ein paar Instrumentals gesammelt, aber keine Ahnung, worüber ich schreiben sollte. Mein Kopf war voll, aber ein Text wollte einfach nicht herauskommen. Ich habe immer wieder mit Selbstzweifeln zu kämpfen und meine innere Stimme der Kritik ist verdammt laut.
Umso mehr, wenn ich scheinbar nicht produktiv sein kann. Also habe ich mich hingesetzt und einfach meine Gedanken aufgeschrieben. In einer Art Aufsatz habe ich rausgelassen, was meine innere Stimme der Kritik mir immer wieder einreden will. Und je länger ich geschrieben habe, desto klarer wurde mir, dass da ein Song drin steckt. Dieses Einfach-drauf-losschreiben hat mir geholfen, meine Gedanken zum Thema "Selbstzweifel" zu strukturieren. Und als ich mich dann nochmal durch ein paar Beats gehört habe, hat sich dieses verträumte Instrumental von Heydium einfach richtig angefühlt. Innerhalb von ein paar Stunden stand die erste Version von "Nicht Gut".
Indie Artist zu sein gibt dir künstlerisch alle Freiheiten, ist aber auch mit enorm viel Arbeit verbunden, was ist für dich so der Bereich, auf den du gerne verzichten könntest?
Du sagst es. Ich liebe es einerseits, keinen Druck zu haben, in Zeitraum X ein Album zu schreiben, sondern einfach das zu machen, wonach mir ist. Wenn ich einen ganzen Tag lang im Studio mit neuen Sounds experimentiere oder aus Spaß ein Kinderlied auf einen Drill-Beat mache, darf ich das. Allerdings fällt es mir schwer, meine fertigen Songs unter die Leute zu bringen. Ich würde gern das Projektmanagement und Marketing für meine Musik abgeben.
Wenn ein Lied aus dem Master kommt, will ich es am liebsten direkt teilen. Doch dann wird sich das niemand anhören. Also muss ich mir eine Marketing-Strategie überlegen, Content für Social Media produzieren, ein Artwork designen (lassen), im Idealfall ein Video drehen, und mit all dem dafür sorgen, dass mehr Menschen auf mich und meine Musik aufmerksam werden. Ich bin mittlerweile davon überzeugt, dass es viele Leute gibt, denen meine Songs gefallen würden - die mich aber einfach nicht kennen. Und um diese Lücke zu überwinden (eben durch Marketing etc.) hätte ich am liebsten ein Team an meiner Seite.
Stichwort "Gig(s)", wie stehen die Chancen dich live zu erleben?
Gut stehen die Chancen! Am 22. April werde ich das Event "Poetry & Hip Hop" im Club Subway hosten, auf dem Artists aus den Bereichen Poetry Slam und Hip Hop zusammenkommen. Am 8.5. trete ich bei der Open-Mic Veranstaltung "Kunst gegen Bares" im Kölner Artheater auf und am 1.6. spiele ich bei der Partyreihe "Zug um Zug" (wieder im Subway) eine Show.
Im August werde ich gemeinsam mit meinem Freund und Rapkollegen Invo beim Festival "Das Große Büffeln" auftreten. Ich bin ständig auf der Suche nach Live-Möglichkeiten. Meine Songs vor und mit anderen Leuten zu singen ist definitiv das Schönste am Musikmachen.
Was begeistert/bewegt/beschäftigt dich neben der Musik?
In den letzten Jahren war alles rund um das Thema mentale Gesundheit sehr wichtig für mich. Ende 2021 bin ich an Depressionen erkrankt und musste mich seitdem viel damit auseinandersetzen. Auch, wenn es mir anfangs ganz anders vorkam, habe ich gelernt, dass ich nicht der einzige Mensch mit dieser Krankheit bin. Viele in meinem Freundes- und Bekanntenkreis haben selbst mit psychischen Erkrankungen zu kämpfen. Darüber ganz offen zu sprechen hat mir wahnsinnig geholfen, mich selber mehr so zu akzeptieren, wie ich bin. Das Selbstzweifel-Thema aus "Nicht Gut" entspringt auch der Depression. Diese innere Stimme, die einem die ganze Zeit versucht zu vermitteln, dass man schlecht ist, ist für mich ein Teil der Krankheit. Und es gibt so viele weitere Aspekte, wie Zukunftsängste, Verlustängste, Apathie, Suizidgedanken usw., die mich beschäftigen. Durch die ganz offene Auseinandersetzung mit all diesen Themen fällt es mir zunehmend leichter, mit der Krankheit umzugehen. Und mir ist wichtig, dass noch mehr Leute auf das Thema aufmerksam werden und darüber sprechen.
Du kommst aus Köln, wie würdest du die Indie Szene dort beschreiben?
Durch mein Umfeld habe ich das Gefühl, fast jeder macht hier Musik. Es ist großartig zu sehen, wie viele Menschen die Möglichkeit nutzen, ihre eigenen Songs zu machen, live zu spielen und sich miteinander zu connecten.
Auch, wenn ich durch meinen Anfang im Rap auch hauptsächlich mit Artists aus diesem Genre hier in Köln zu tun habe, bekomme ich mit, wie viele talentierte Solo-Artists und Bands aus Köln kommen oder hier ihre Karriere vorantreiben. Für die Zukunft wünsche ich mir noch mehr Events für Livemusik, auf denen auch kleinere Artists ihre Zeit auf der Bühne bekommen.
...und zu guter Letzt, was steht als nächstes bei dir an?
Am 28. April kommt direkt schon meine nächste Single raus. Der Song heißt "Ready for Love" und featured den Kölner Indierapper Mr. Kohlrabiman. Auf einem eher klassischen Hip Hop Beat, aber mit poppigen Melodien, sprechen wir über Liebe in verschiedenen Facetten (Partnerschaft, Freundschaft, Musik). Danach stehen dieses Jahr weitere Songs an - mal mit, mal ohne andere Künstler*innen.
Die Schreibblockade ist besiegt und ich habe das Gefühl meinen Sound zwischen Indie Pop und Rap gefunden zu haben. Wem "Nicht Gut" gefällt, sollte mir auf jeden Fall auf Instagram (@ennaosund) und Spotify (ENNA) folgen.