Halbwahr
Von der Sinnlosigkeit des Seins, dem Zorn auf die Welt und dem tristen Dasein erzählen Halbwahr aus Berlin in ihren Liedern, die in Grautönen gehalten sind. Doch ihre Musik strahlt Farbe und Lebendigkeit aus: Harmonischer Gesang, der sich an den großen Vorbildern wie den Pixies orientiert, umrahmt von üppigem Indierock und gefühlvollem Folk.
Das Herzstück des Projekts ist der Berliner Musiker Michael Smosarski. Er hat fast das gesamte Halbwahr-Debüt selbst eingespielt – mit gelegentlicher Unterstützung von Freunden aus den vielen Musikprojekten, in denen er seit seinem 16. Lebensjahr aktiv ist, und mit denen er schon als Teenager die kleinen Bühnen des Landes erobert hat.
Wer ist der Künstler hinter Halbwahr und wie kamst du zur Musik?
Die früheste Erfahrung, an die ich mich erinnere, war ein großes Klavier im Speisesaal des Schullandheims, in dem ich mit meiner Familie gewohnt habe. Da muss ich ungefähr 6 gewesen sein. Die Töne dröhnten in dem rießen Raum und gingen durch Mark und Bein... Klavier habe ich dann aber doch nie gelernt, ich habe mich mit 12 in die Gitarre als Instrument verliebt. Musikalisch wurde ich sozialisiert wie wohl jedes 90er Kind: Nirvana, die Smashing Pumpkins, später dann Leisetreter wie Elliott Smith. Das alles wirkt bis heute nach. Ich fürchte, man hört's auch.
“Dasselbe” ist ein großartiges Stück deutschsprachiger Indie-Pop mit Shoegaze-Einflüssen. Wer oder was hat dich dazu inspiriert?
Vielen Dank! Ehrlich gesagt, ein Einkauf in der Mall. Wenn man nach einer waschechten Erfahrung von Vergeblichkeit sucht und mal so richtig den Sinn des Lebens hinterfragen möchte, muss man sich nur mit zwei Packungen Milch und einer Tube Zahnpasta in eine lange Einkaufsschlange stellen. Irgendwie gerät da etwas ins Schwimmen, alles fühlt sich banal und unbedeutend ein. Darum geht es, zumindest mittelbar, auch in dem Song: Stumpfe Gleichförmigkeit und das Gefühl, nichts wirklich verändern zu können.
Der Song ist auch Teil deines Debütalbums, das im September erscheinen soll. Was können wir davon erwarten und wie liefen die Aufnahmen dazu ab?
Das Album wird eine bunte Mischung aus Indie-Rock und eher reduzierten Folk-Songs. Es geht um Themen wie Einsamkeit, Frustration und die schon erwähnte Vergeblichkeit. Also eher keine Dancefloor-Kracher. Die meisten Instrumente habe ich selbst daheim und im Proberaum aufgenommen. Die Drums hat Hannes Zinken, der Drummer meiner anderen Band The Morning After, eingespielt, dafür haben wir uns für drei Tage in einem kleinen Studio bei Kiel einquartiert. Aufgenommen hat sie dort der famose Felix Stade.
Wie sieht dein kreativer Prozess/dein Songwriting im Allgemeinen aus?
Ich schreibe am liebsten ohne Instrument und entwickle Melodie und Text gleichzeitig, während ich mir die passenden Harmonien, also die Akkorde, dazu vorstelle. Das geht gut bei nächtlichen Spaziergängen. Anschließend arbeite ich die Songs weiter an der Gitarre aus, die Arrangements entstehen dann in einem dritten Schritt.
Album und Tour gehen oft Hand in Hand. Wo kann man dich “live on stage” sehen oder ist das vorläufig kein Thema?
Ich habe das Glück, mit drei sehr talentierten Musikern eine Live-Band gegründet zu haben. Aktuell arrangieren wir die Songs für diese kleinere Besetzung und proben. Wir hoffen, im Herbst und Winter erste Auftritte spielen zu können und freuen uns schon sehr darauf. Natürlich wollen wir so oft wie möglich auf der Bühne stehen.
Was interessiert dich neben der Musik am meisten?
Neben dem Musikhören und -machen lese ich zum Beispiel gerne. Nicht gerade exotisch, ich weiß. In diesem Zusammenhang und weil's unter anderem auch um Musik geht: "Der größere Teil der Welt" von Jennifer Egan ist einfach brillant.
Und finally, du nennst Halbwahr ein bzw. dein Projekt. Gibt es auch noch andere Projekte, auf die wir uns freuen können?
Tatsächlich ist Halbwahr das jüngste meiner Projekte. Mit meiner Indie-Pop-Band The Morning After durfte ich in den letzten Jahren zwei Alben veröffentlichen und ausgiebig hier in Deutschland auf Tour gehen. Aktuell haben wir Album Nummer drei fertig gestellt und arbeiten an dessen Release. Mit Panoramakäfig spiele ich seit Jahren eine Mischung aus Punk und Indie-Rock, wir haben zwei Alben in Eigenregie rausgebracht und sind zumindest in Berlin immer mal wieder live unterwegs.