Hans Christian Becker
Musician, composer, and producer Hans Christian Becker has been passionate about electronic music since he discovered music in his early days. He is the co-founder and creative force behind "moca", a popular band that blends electronic and acoustic sounds. He also runs his own studio, Zeitgeist, where he creates music for various media projects, such as radio, film, and musicals. And as a producer, he has worked with many artists and showcased his diverse musical skills and visions.
Wir sind hocherfreut, Hans Christian Becker einige Fragen stellen zu dürfen. Du bist ein vielseitiger Künstler, der nicht nur Musik macht, sondern auch Sound Design, Studioleitung, Gründer und kreativer Kopf der Band “moca”, ... Doch was für ein Mensch verbirgt sich hinter dem Künstler?
Ich denke, dass ich eigentlich ziemlich normal bin - wobei das meine Sicht der Dinge ist. Ich glaube, dass ich meinem Umfeld schon gehörig auf die Nerven gehe, wenn ich durch die Gegend laufe und immer irgendwelche Melodien pfeife oder Grooves auf Tische und Lenkräder trommele. Und die Arbeitszeiten sind leider auch nicht gerade sozialverträglich…
Mit “Zero Gravity” kehrst du zu elektronischen Klängen zurück, die mit eingängiger Melodie, anspruchsvollen Grooves und hypnotischen Synthesizern begeistern. Welche Künstler haben dich in diesem Genre am meisten geprägt und was war deine Muse zu “Zero Gravity”?
Ursprünglich komme ich vom Blues, Jazz und Rock, mache aber schon seit über 20 Jahren Musik an der Schnittstelle zwischen elektronischen und analogen Klängen - für mich waren damals Air, Zero7, Fatboy Slim, Groove Armada, St Germain, Kruder&Dorfmeister, Xaver Fischer Trio und viele andere inspirierende Türöffner. In den letzten Jahren hat sich mein Schaffen etwas mehr in die elektronische Richtung verschoben.
Aktuell bin ich großer Fan von Oliver Schories, Ben Böhmer, Eelke Kleijn, Joachim Pastor und Einmusik, um nur einige zu nennen. Es gibt wirklich unglaublich viel tolle Musik und Künstler in dem Bereich zu entdecken.
Eine konkrete Muse gab es bei “Zero Gravity” nicht - das gibt es eigentlich selten bei einzelnen Songs. Es passiert einfach beim Komponieren und Soundtüfteln, dass sich die Teile wie von selbst zusammenfügen. Ich komme automatisch immer wieder bei Soundwelten an, die mir einfach gefallen und die mich im Studio in den Tunnel bringen.
Um im Genre Electronic Music Erfolg zu haben, braucht es ein besonderes Sound Design, das künstlerische Visionen zum Ausdruck bringt. Wie lange arbeitest du im Durchschnitt an einem Song, bis er für dich release ready ist?
Das ist sehr unterschiedlich. Manche Songs entstehen im Kern in wenigen Tagen, andere müssen erst reifen, wieder andere nehmen irgendwann eine ganz andere Wendung als zu Beginn - ich versuche auf jeden Fall immer, für diese “Happy Accidents” offen zu bleiben, was manchmal gar nicht so einfach ist, wenn man schon einige Zeit in einen Song investiert hat. Und natürlich nehmen Mix und Mastering dann noch mal einen großen Schluck aus der Zeitflasche.
Mit wem würdest du dich gerne über Musik austauschen (egal ob diese Person noch lebt oder nicht)?
Oh, da fallen mir einige ein. Jimi Hendrix wäre sicher spannend, wegen der unbändigen Energie, die er transportiert hat. Oder die Jungs von “Kraftwerk” - ob die geahnt haben, was sie da losgetreten haben?
Das Künstlersein ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die viel Zeit und Energie erfordert. Wie schaffst du es, diese mit den anderen Aspekten deines Lebens in Einklang zu bringen?
Ich hatte das Glück, durch den Erfolg meiner Band “moca” Anfang der 2000er Jahre mein zugegebenermaßen absurd intensiv betriebenes Hobby zum Beruf machen zu können. Trotzdem ist es eine Herausforderung, bei den verschiedenen musikalischen Baustellen den Fokus auf die einzelnen Projekte zu halten. Das macht es aber auch unheimlich spannend! Und die Familie darf natürlich auch nicht zu kurz kommen...
Was sind deine Ziele und Visionen für deine musikalische Zukunft?
Ich veröffentliche im Moment alle 4 bis 6 Wochen einen neuen Song, das werde ich erst einmal auch so beibehalten. Mal sehen, wie lange ich die Qualität in diesem Rhythmus hoch halten kann. Letztendlich bin ich immer mein eigener schärfster Kritiker und Zweifler. Ich versuche, mich bei der Entstehung der Songs immer wieder aus meiner eigenen Komfortzone herauszubewegen, mal mit einem Beat anzufangen, mal mit Harmonien, mal mit Soundtüfteleien am Synthesizer, mal spiele ich am Klavier einfach vor mich hin. Das hilft mir, den Song in Teilen neu zu denken.
Insgesamt habe ich einen Stil, der sich nicht so einfach kategorisieren lässt und den ich auch gerne an den Rändern weiter auslote möchte. In nicht allzu ferner Zukunft werde ich das auch live auf die Bühne bringen, aber das sind noch mal ganz andere Herausforderungen, die es dabei zu meistern gilt.