A.HerrMann
... ist ein versierter Komponist
aus Lübeck,
der die rauen Schönheiten der Ostsee mit den introspektiven Tiefen des Lebens verbindet. Sein
Debütalbum “Lebenslieder - Acht bis neun ehrliche Lieder” ist eine Sammlung großartiger Kompositionen, die persönliche Beobachtungen und Erfahrungen in Melodien einfangen, die an eine Zeit erinnern, in der lokale Musikgruppen mit bescheidenen Mitteln große Visionen verfolgten.
Die thematische Bandbreite reicht von der Nostalgie der Jugendfreundschaften bis zur Hingabe an das maritime Leben, wobei ein Shanty für einen Fischerfreund ein besonderes Highlight darstellt. Die Arrangements sind bewusst unkonventionell, handgefertigt sowie authentisch, und entstanden in anderthalbjähriger Zusammenarbeit mit den Musikern Kai Beller und Marius Evan. “Lebenslieder” ist sowohl digital als auch auf Vinyl ein Genuss.
Sein neuestes Werk “Erwachsen ist man früh genug”, inspiriert von seiner Frau, entwickelte sich vom kindlichen Impuls zu einer Komposition, die Erwachsene fasziniert. Melodische Raffinesse trifft pulsierende Beats und tiefen Bässe, die die Unbeschwertheit der Kindheit mit der Reife des Erwachsenenalters verbinden.
Zusammen bilden diese Stücke ein eindrucksvolles Portfolio, das die Vielfalt und Tiefe von A.HerrManns musikalischem Ausdruck zeigt.
Könntest du uns Einblicke in die Persönlichkeit gewähren, die sich hinter A. HerrMann verbirgt, und erzählen, welche "Lebensereignisse" dich zur Musik geführt haben?
Ich bin Jahrgang 1955 (29.07.), damit ist schon recht viel gesagt. Aufgewachsen in einem kleinen Viertel in Lübeck (früher sagte man Arbeiterviertel dazu), im Sommer, ab den 70igern, immer zum Priwall nach Travemünde (direkt an der Grenze zur DDR), mit Gitarre auf dem Rücken und viel Neugierde im Kopf. Es fanden sich immer andere, die auch Spass habe wollten und so sang man die Songs der Beatles und Stones oder von Simon&Garfunkel.
Mit 17 dann die erste Band, wie sie es in jedem Stadtteil überall in Deutschland gab, eine Garage oder einen Keller zum Üben und manchmal einen Auftritt in dem Viertel in dem man wohnte. Den Kopf voller Träume, einmal ganz vorne auf einer großen Bühne zu stehen. Gereicht hat es dann „nur“ zu viel Spass aber für die beste Zeit,, die ich jemals hatte.
Ich habe dann später Unternehmen aufgebaut und geführt. Ehefrau, Haus und zwei Kinder, alles war und ist gut. Ein insgesamt ausgefülltes und glückliches Leben. Aber die Gitarre war immer dabei. Nur komponiert habe ich niemals wieder. Ich hatte immer viele Melodien im Kopf, aber nicht die Ruhe, um daraus ein fertiges Werk zu machen.
Das kam erst, als ich Kai Beller kennenlernte, bei dem ich 2022 angefangen hatte Klavierunterricht zu nehmen. Er hat ein Studio, er spielt gefühlt 100 Instrumente (nur singen tut er wie ein Sack rostiger Nägel - sagt er selber von sich), hat Musik auf dem Konservatorium und Lehrer studiert und ist ein wirklich Guter. Er erkannte sehr schnell, dass ich ein Songwriter bin, der ganz brauchbaren Texte dazu schreiben könnte. Dazu richtete ich mir dann selber ein Studio (kleiner als seins) ein und fing damit an. Der erste Song war „Ein ganz kleiner Schritt“. Das es ein Album werden könnte, war da noch nicht abzusehen, erst nach dem 5. Song, sagte ich ihm dann, lass uns ein ganzes Album machen, so auf Vinyl, wie früher. Nur für uns und für Menschen, die es hören wollen. Ich lass dann gerne ein paar Hundert davon pressen, falls doch jemand eines kaufen möchte (ich habe jetzt noch die Garage voll).
“Erwachsen ist man früh genug” markiert beinahe einen Wendepunkt in deinem musikalischen Schaffen. Wer oder was diente dir als Inspirationsquelle für diesen Song und welche Geschichte möchtest du damit erzählen?
Ja es stimmt, dieser erste Song, nach dem Album ist schon anders.. Aber auch mit Absicht. Die Geschichte ist so, wie ich es bei Groover hinterlegt habe, das meine Frau zu mir sagte, ich soll doch mal einen Song für unsere Enkeltochter schreiben. Nee, Kinderlieder macht der Rolf, ich bin das nicht.
Aber dennoch, fand ich die Idee gut, ein Lied zu schreiben, dass man doch nicht alles so ernst nehmen muss, auch mal Blödsinn machen, wenn man die vierzig und auch weit drüber längst überschritten hat. Spielt doch keine Rolle. Warum nicht mit 60 BungeeJumping (wenn es die Gelenke aushalten).
Dein Album “Lebenslieder - Acht bis neun ehrliche Lieder” ist bereits seit einiger Zeit erhältlich. Wie würdest du die Essenz und den Charakter dieses Werkes unseren Lesern näherbringen?
Ich erzähle Geschichten aus meinem Leben oder was ich mit Freunden erlebt habe. In meiner kleinen Anlage, habe ich Dir zu jedem Lied eine kleine Erklärung beigefügt, was mich zu jedem Lied inspiriert hat.
In einer Zeit, in der Alben zunehmend zur Seltenheit werden, wie intensiv war der Schaffensprozess deines Longplayers und welche Stücke hebst du als deine persönlichen Favoriten hervor?
Ich liebe wirklich jedes Lied, weil es tatsächlich immer auch ein Stück von mir ist. Das Lied der Stare ist eines der insgesamt besten Lieder. Jeder hat schon die Magie am Himmel gesehen, was diese tausende Vögel veranstalten, als wenn irgendwo jemand ein Orchester dirigieren würde.
Am Herzen liegt mir besonders "Dem Fischer sein Lied“, weil ich den Lars in Niendorf persönlich gut kenne und ich weiß, dass eine 200 Jahre dauernde Familientradition des Fischerhandwerkes mit ihm in der Familie enden wird und ich weiß, dass er darüber sehr traurig ist (und sein Sohn).
Die Band von 76 beschreibt genau die Zeit in 1976, als wir wie wild in dem Keller einer Lübecker Werft proben durften (Keller in einer Werft ist an sich schon komisch). Ich war 21 und kurz vor der Bundeswehr, andere auf dem Weg zum Studium. Die Band hieß SPEED, und wir waren genau so. Mit der Band war es dann vorbei. Der Ernst des Lebens hatte uns im Griff.
Wie gestaltet sich dein kreativer Prozess beim Verfassen neuer Musikstücke und welche Aspekte des Songwritings empfindest du als besonders herausfordernd?
Zuerst ist immer die Melodie bei mir. Anders herum funktioniert es nicht. Der Song ist dann nicht fertig, es ist nur ein Rohling, aber dabei spüre ich schon die ersten Worte, das Thema des Liedes, das passen könnte. Und dann ergibt sich das Tempo und schon eine Ahnung von dem späteren Arrangement. Dann fahre ich damit zu Kai und wir arbeiten an dem Song.
Die richtige Arbeit aber kommt dann für Kai, wenn ich das Lied mehrfach eingesungen habe, dann arbeitet er an dem Arrangement, spielt selber oder holt dazu Musiker, wenn er sich nicht gut genug für diesen Bereich fühlt. Und dann ist es fertig für das Mischen und für das Mastering. Da habe ich auch jetzt sehr gute Leute gefunden, die einen unglaublichen Job machen. Manchmal geht es schnell 2 bis 3 Monate, manchmal dauert es (gefühlt) ewig.
Welche Innovationen oder Veränderungen betrachtest du rückblickend als die Wendepunkte oder Gamechanger in der Musikgeschichte?
Natürlich der Zeitpunkt, als Musik zu FastFood wurde. Ich höre sehr oft, so herausragende Künstler, mit tollen Arrangements und klasse Texten und keiner kennt diese tollen Musiker. Ich habe meine persönliche Karriereplanung abgeschlossen. Aber diese jungen Talente gehen unter in diesem Geschäft, weil sich mit den Plattformen kein Geld verdienen lässt. Wie soll sich Kreativität entwickeln, wenn man nicht weiß, ob es für die Miete reicht, von neuem Equipment ganz zu schweigen. Die Streamingeinnahmen insbesondere beim Marktführer werden m.E. nicht gerecht verteilt.
Das wird sich rächen, es wird bald nur noch Musik geben, nicht mehr von kreativen und genialen Köpfen sondern von der KI, die dann nach Logarithmen die jetzt gängige Musik für jeden Bedarf anbieten wird. Dauerhaft das Gleiche, ohne echte Kreativität und Mut zu neuen Wegen, wie es nur die echte Musik, Musik von Hand, kann.
Gibt es ein Lied, das du nicht selbst geschrieben hast, bei dem du dir jedoch wünschst, es stammte aus deiner Feder?
Nein, ehrlich nicht. Ich bin mit so viel toller Musik aufgewachsen. Bewusst seit 1960. Du weißt sehr gut, was da alles passiert ist. Nichts davon hat mich als einzelnes tatsächlich musikalisch geprägt. Nur die Musik als Ganzes. Ich habe schon sehr früh immer gesagt, wenn ich nach meinem Musikgeschmack gefragt wurde: „Egal, nur gut muss sie sein!“
An welchen künstlerischen Vorhaben arbeitest du gegenwärtig und welche neuen Entwicklungen können deine Anhänger in der nahen Zukunft von dir erwarten?
Ich werde mit Kai in den kommenden 8 Wochen das nächste Projekt herausbringen. Es wird ein Song wieder mehr im Stil des Album sein. Ein Text über die Ostsee und das Meer. Aber nicht als Shanty (das können andere besser), sondern vielleicht als Blues oder Swing, das hängt nach von vielem ab. Du sieht, festgelegt bin ich da nie, warum auch. Ich habe noch keine Fans mit einer festen Erwartungshaltung an A.HerrMann. Bleibt neugierig, das Leben ist es wert.
Vielleicht noch das: Eine Textzeile wird heißen:
"Hör auf die Stimme, die Dir sagt - glaub nicht, dass das Leben sich vertagt!"
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