Judith Simon
...ist eine Singer/Songwriterin aus Köln, die auch hinter die Fassade des Lebens blickt, Emotionen einfängt und musikalisch interpretiert. Da das Leben bekanntlich meist die besten, ehrlichsten und vor allem leidenschaftlichsten Geschichten schreibt, ist es nicht verwunderlich, dass ihre Songs bei uns ganz oben stehen. Auch ihr letztes Release "42 Grad in Paris" ist äußerst gelungen und so dürfen wir euch heute einen kleinen Einblick in das "Leben" von Judith Simon in Form eines kurzen Q&A präsentieren. Vielen Dank für deine Zeit, Judith & here we go!
Q&A
Wer steckt, als Mensch, hinter der Künstlerin Judith Simon und wie bist du zur Musik gekommen?
Musik ist schon seit meiner Kindheit ein wichtiger Teil meines Lebens. Als Fünfjährige habe ich auf einem Stadtfest ein Musiktheaterstück von einer Kindergruppe gesehen. Die Mischung aus Gesang, Theater und auch die Kostüme haben mich damals anscheinend total beeindruckt. „Das will ich auch machen.“ habe ich zu meiner Mutter gesagt. So fing das mit der Musik an.
Auch das Schreiben von Texten war stets ein wichtiger Teil meines Lebens. Als Kind habe ich Fantasy Geschichten in meine Schulhefte geschrieben. Die habe ich letztens nochmal gefunden und grinsend gelesen. Mittlerweile bin ich bei Gedichten und Songtexten angekommen und die sind meistens von realen Geschichten aus meinem Leben beeinflusst.
"42 Grad in Paris" klingt großartig, wer war deine Muse für den Song und was ist die Geschichte?
Die Muse für den Song war die Stadt Paris und eine Reise, die ich an einem sehr heißen Tag im Sommer mit meinem damaligen Partner gemacht habe. Wir waren auf der Durchreise mit dem Zug. Die aufgeheizte Stimmung in der Stadt, das Getümmel im Bahnhofsgebäude, Männer, die aufeinander losgegangen sind: Das alles hat mich total umgehauen. Und dann der Blick aufs Thermometer im Bahnhof: 42 Grad. Im Zug aus Paris raus habe ich alle meine Eindrücke in mein Notizbuch geschrieben und daraus ist der Song entstanden.
Der Song ist auch Teil deines Albums "Flüchtig ist der Augenblick", das im Januar 2025 erscheinen soll, was können wir erwarten?
Die EP ist eine Sammlung von fünf sehr persönlichen Geschichten, die ich in Songs gebracht habe. Das Leitmotiv der EP ist der Zustand des Schwebens, im Positiven und Negativen. Es geht grob um Trennung- ein sehr schmerzhafter Prozess und Neuanfänge. Nach einer Trennung hängst du völlig in der Luft. Du schwebst und hast Angst zu fallen. Wie schafft du es loszulassen, wie findet du wieder zu dir selbst, zu einer neuen Identität?
Irgendwann gibt es vielleicht die Aussicht auf einen Neuanfang irgendwo in der Ferne am Horizont. Aber du weißt noch nicht, wie du dahin kommst. Es ist noch alles sehr wage. Auch jetzt schwebst du wieder in der Luft aber du hast neue Hoffnung geschöpft. Vielleicht wirst du irgendwann fliegen?!
Wie sieht dein kreativer Prozess generell aus, woher bekommst du deine Inspiration?
Ich habe immer Notizbücher dabei und schreibe mir Gedanken und Eindrücke auf. Manchmal kommen Ideen auch in der Bahn oder auf dem Fahrrad, dann mache ich ein Sprachmemo. Die grobe Songidee halte ich bei nächster Gelegenheit im homerecording fest und dann wächst der Song langsam. Leider bin ich keine schnelle Songwriterin. Es kann manchmal Wochen oder Monate dauern, bis ein Song wirklich fertig ist. Manchmal hole ich mir auch Rat bei Musikerfreunden oder Freundinnen, wenn ich an einer Stelle festhänge. Das ist auch immer sehr hilfreich und toll ein Netzwerk zu haben.
Einen Song sollte man ja nicht "zu Tode produzieren", wie entscheidest du, wann ein Track “release-ready” ist?
Das ist allerdings immer eine Herausforderung. Bei 42 Grad war es z.B. ein sehr langer Prozess. Ich hatte die Gitarrenspur zuhause im homerecording aufgenommen, den Song danach aber nochmal an einen befreundeten Gitarristen gegeben, weil meine Spur nicht 100% tight ist.
Dann dachte ich, es braucht noch Percussion und habe da auch noch einen Freund gebeten, mir Percussion einzuspielen. Als dann alles fertig war, klang es zwar richtig sauber und tight, aber der Dreck von Paris Straßen war plötzlich weg. Ich habe mich zurück gesehnt nach meiner eiernden Gitarre und habe alles wieder auf Anfang gesetzt. Manchmal ist es trial und error.
Wem würdest du in Sachen Musik gerne mal auf die Finger schauen?
Ganz klar Bon Iver aber auch Billie Eilish und ihrem Bruder würde ich gerne mal beim Produktionsprozess zuschauen.
Wenn du auf die letzten Jahre der Musikindustrie zurückblickst, was waren deiner Meinung nach die größten Gamechanger und was ist heute die größte Herausforderung für Indie-Künstler?
Ich denke die größten Gamechanger in den letzten Jahren waren vor allem junge, selbstbewusste Frauen, die ihr Songwriting, den Produktionsprozess und ihre Imagebildung auf dem Musikmarkt selbst steuern. So z.B. Billie Eilish, Chappelroan, Charlie XX und so weiter. Das finde ich empowernd.
Für Indie Künstler*innen ist es hingegen nicht gerade einfacher geworden. Ticketverkäufe für kleine Konzerte sind zurück gegangen. Menschen sind bereit 200 Euro oder mehr für große Stars auszugeben aber 20 Euro für eine Indieband scheinen nicht so locker zu sitzen. Leute, geht wieder mehr auf Konzerte von Indie Künstlern und Künstlerinnen!
Welcher Song läuft bei dir gerade in Dauerschleife?
"Hiya" von meiner Freundin und Kollegin Ray Lozano
Woran arbeitest du derzeit und wie sieht der Rest des Jahres 2024 für dich aus?
Gerade arbeite ich wieder an neuen Songs und parallel daran ein paar cosy Konzerte für 2025 zu buchen um dann meine EP „Flüchtig ist der Augenblick“ auch live zu spielen. Freue mich schon sehr darauf.